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Dipl. Psych. Manfred Junge
15
Buchprojekt   Domenica  Aus der Sohle des kleinen Flusstales, dort wo in warmen Farben die mediterranen Häuserschluchten empor leuchten, klingt das Klagen des Rettungswagens wie der besoffene Gesang eines Esels. Einige Momente lang ist dadurch Pause in der rockigen Beschallung durch das „Fiesta nel Domenica“ auf dem rot gepflasterten Platz am Strand. Die italienischen Hunde haben heute keine Chance, den Tag durch ihr Gebell zu kennzeichnen. Den langen Berghang entlang, der daliegt wie der Rücken eines riesigen schlafenden Drachen, zieht sich auf dieser Seite dichte Bewaldung hin. Kein Deut davon, dass auf der anderen Seite ein atemberaubender Abriss mit gewaltigen klaffenden Höhlen droht. Schon in Urzeiten haben sich die Einwohner dort vor der Witterung und den Feinden verkrochen. Über die Kante des Hanges mit seinem kugeligen Bewuchs und den vorwitzigen Zedern, die daraus hervorstechen, gleitet der Blick und erstarrt in der sehnsuchtsvollen Weite. Die sanfte Bucht von Monaco, die während des Tages mit einem ständiges Wechselspiel der Farben in unterschiedlicher Beleuchtung verzauberte, versucht unter einem sanften Schleier in eine andere Welt zu entschwinden. Die weißen Bauten von Monte Carlo erscheinen nur noch als wild zusammengeworfene ungeheure Monolithen, die als kilometerlange marmorne Steilabbrüche dem Berg den Namen „Monte Bianco“ geben wollen. Monte Carlo, das vorher noch eine majestätisch hereingleitende Aida vollständig verschluckt hatte, steht nun in Wartestellung auf den Moment, in dem nach und nach die Lichter entflammen werden und die Stadt zu einem Lichtermeer werden lassen, das die Nacht erhellt. Die unendliche Linie des Meereshorizonts, die vorher noch in blendender Helle erkennbar war, verbündet sich zusehends mit dem wolkigen Abendhimmel zu einer blau flimmernden Fläche. Hatten den Tag über noch die kleinen Dreiecke der Segelschiffe und die weißen Bahnen der Motorboote ihre bogige Kalligraphie in die glänzende Weite des Mittelmeeres geschrieben, so dämmert das Wasser nun wie gefroren in die Nacht hinein. Die Geräusche legen sich zur sonntäglichen Ruhe und werden in den Abend begleitet von einer sanften Melodie, die die Glocken der Chiesa von Ventimiglia anstimmen. Ein sentimentales Saxophon lässt den Abend ausklingen.  Der Morgen war  voller hektischer Aktivitäten, wie auf der Flucht vor der Strahlkraft der frühsommerlichen Sonne, die an jedem unbedeckten Flecken Haut leckt, um ihn unweigerlich zu röten. Beladen mit all den Lasten bleibst Du doch immer wieder stehen, um den Blick schwenken zu lassen, in meditativer Ruhe beglückt zu werden und die Unfassbarkeit dieser Schöpfung zu verarbeiten. Die Füße streifen entlang an der ungebändigten Pflanzenwelt, ein ständiger Wechsel von Formen, Farben und Gerüchen. Zistrosen, Mohn, Disteln, wilder Asparagus, Oleander, Thymian, uralte Olivenbüsche, Salbei und Oregano, Pitto sporum, Ginster, Malven … Sanft violette kugelige Dolden vor mineralisch golden und silbern glitzernden Steinplatten. Weiß leuchten die Häuser aus dem zusehends intensiver ergrünenden Hang und gleichen den Domizilen der Götter. Über allem steht lautlos ein Rüttelfalke, gleitet auf der Stelle mit der hangaufwärts strömenden Meeresbrise, tariert kurzzeitig mit den Schwanzfedern aus und gerät in gieriges Zucken, bevor er sich auf die unsichtbare Beute hinunterstürzt.  Der Strand ist träge und vorsaisonal besetzt. Nichts lässt die Hektik des Sommers erahnen in dieser Tod-in-Ventimiglia-Stimmung. In der heruntergekommenen Strandbar planen finstere Mafiosi ihre Beutezüge. Auf einer Plattform haben ahnungslose italienische Familien einen Kindergeburtstag aufgebaut. „Tanti auguri per te, tanti auguri per te, cara Sofia“ schallt es über den Strand. Die Frühnachmittagssonne leuchtet auf den Kieseln, die sich in der Ausrichtung künstlerischer Muster ergehen. Das Wasser plätschert gelangweilt heran. Nur mit großer Konzentration kann man Brandung erahnen, die sich mit dem Scharren der Kiesel, dem Schnattern der Mütter, dem Wind in der Pergola und den Familiengesängen zu einer italienischen Sinfonie vereinigt. Den Eingang zur Bar bewachen alternde Hippies, gekennzeichnet von den verlorenen Schlachten der 60er Jahre. Ihrem gnadenlos taxierenden Blick kann niemand entgehen. Drinnen mixt ein Korse mit grauem Pferdeschwanz extra schwarze Cappuccini, die das Doppelte kosten. Er bellt seiner blonden, ehemaligen russischen Nutte knappe Befehle zu, worauf sie gehorsam Gläser voll laufen lässt. Währenddessen bietet sie durch ihre weiße, bauchweit offene Bluse Einblicke in ihre prallen Brüste. Passend abgerundet ist das Outfit durch eine berstend volle schwarze Jeans mit weiß gestickten Ornamenten, die nur noch mit offener Hosentür tragbar ist. Aus den gestikulierenden Mafiosis schält sich ein langer Typ, dessen wuchernder Bauch wenig auf sein eher jüngeres Alter Rücksicht nimmt. Der nackte schweißglänzende Oberkörper geht konturlos in eine blau – weiß karierte Unterhose über und erst wesentlich später entdeckt man klaftertief darunter eine verwaschene Jeans. Für einen Italiener ist er zu weiß und seine Haare gehören zu Jimi Hendrix. Mit großen Schritten geht er über den Strand und die Kiesel unter seinen Füssen jammern. Ziel seiner Anstrengung ist eine vermeintlich sehr typisch italienische Familie mit kreischenden, herumtollenden Kindern mit tropfendem Eis in der verschmierten Hand und eine unglaublich auseinanderquellende Großmutter im besten Alter, eine echte kalabresische Nona.  Landeinwärts steht Monet und malt eine tiefromantische Flussmündung, geflankt durch ein kleines Mädchen, das dem grünen Wasser nachsinnt.   Lunedì  In der zunehmenden Dämmerung löst sich aus dem Hafen von Monte Carlo eine monegassische Yacht, 150m reiner Luxus, strahlend beleuchtet. In der übergangslosen Einheit von Himmel und Meer schwebt sie majestätisch zum Horizont. Ein fliegender Holländer in von Lichtern umwobener Pracht. … Reiselust: Ligurien
manfred-junge.com
Dipl. Psych. Manfred Junge
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Domenica  Aus der Sohle des kleinen Flusstales, dort wo in warmen Farben die mediterranen Häuserschluchten empor leuchten, klingt das Klagen des Rettungswagens wie der besoffene Gesang eines Esels. Einige Momente lang ist dadurch Pause in der rockigen Beschallung durch das „Fiesta nel Domenica“ auf dem rot gepflasterten Platz am Strand. Die italienischen Hunde haben heute keine Chance, den Tag durch ihr Gebell zu kennzeichnen. Den langen Berghang entlang, der daliegt wie der Rücken eines riesigen schlafenden Drachen, zieht sich auf dieser Seite dichte Bewaldung hin. Kein Deut davon, dass auf der anderen Seite ein atemberaubender Abriss mit gewaltigen klaffenden Höhlen droht. Schon in Urzeiten haben sich die Einwohner dort vor der Witterung und den Feinden verkrochen. Über die Kante des Hanges mit seinem kugeligen Bewuchs und den vorwitzigen Zedern, die daraus hervorstechen, gleitet der Blick und erstarrt in der sehnsuchtsvollen Weite. Die sanfte Bucht von Monaco, die während des Tages mit einem ständiges Wechselspiel der Farben in unterschiedlicher Beleuchtung verzauberte, versucht unter einem sanften Schleier in eine andere Welt zu entschwinden. Die weißen Bauten von Monte Carlo erscheinen nur noch als wild zusammengeworfene ungeheure Monolithen, die als kilometerlange marmorne Steilabbrüche dem Berg den Namen „Monte Bianco“ geben wollen. Monte Carlo, das vorher noch eine majestätisch hereingleitende Aida vollständig verschluckt hatte, steht nun in Wartestellung auf den Moment, in dem nach und nach die Lichter entflammen werden und die Stadt zu einem Lichtermeer werden lassen, das die Nacht erhellt. Die unendliche Linie des Meereshorizonts, die vorher noch in blendender Helle erkennbar war, verbündet sich zusehends mit dem wolkigen Abendhimmel zu einer blau flimmernden Fläche. Hatten den Tag über noch die kleinen Dreiecke der Segelschiffe und die weißen Bahnen der Motorboote ihre bogige Kalligraphie in die glänzende Weite des Mittelmeeres geschrieben, so dämmert das Wasser nun wie gefroren in die Nacht hinein. Die Geräusche legen sich zur sonntäglichen Ruhe und werden in den Abend begleitet von einer sanften Melodie, die die Glocken der Chiesa von Ventimiglia anstimmen. Ein sentimentales Saxophon lässt den Abend ausklingen.  Der Morgen war  voller hektischer Aktivitäten, wie auf der Flucht vor der Strahlkraft der frühsommerlichen Sonne, die an jedem unbedeckten Flecken Haut leckt, um ihn unweigerlich zu röten. Beladen mit all den Lasten bleibst Du doch immer wieder stehen, um den Blick schwenken zu lassen, in meditativer Ruhe beglückt zu werden und die Unfassbarkeit dieser Schöpfung zu verarbeiten. Die Füße streifen entlang an der ungebändigten Pflanzenwelt, ein ständiger Wechsel von Formen, Farben und Gerüchen. Zistrosen, Mohn, Disteln, wilder Asparagus, Oleander, Thymian, uralte Olivenbüsche, Salbei und Oregano, Pitto sporum, Ginster, Malven … Sanft violette kugelige Dolden vor mineralisch golden und silbern glitzernden Steinplatten. Weiß leuchten die Häuser aus dem zusehends intensiver ergrünenden Hang und gleichen den Domizilen der Götter. Über allem steht lautlos ein Rüttelfalke, gleitet auf der Stelle mit der hangaufwärts strömenden Meeresbrise, tariert kurzzeitig mit den Schwanzfedern aus und gerät in gieriges Zucken, bevor er sich auf die unsichtbare Beute hinunterstürzt.  Der Strand ist träge und vorsaisonal besetzt. Nichts lässt die Hektik des Sommers erahnen in dieser Tod-in-Ventimiglia-Stimmung. In der heruntergekommenen Strandbar planen finstere Mafiosi ihre Beutezüge. Auf einer Plattform haben ahnungslose italienische Familien einen Kindergeburtstag aufgebaut. „Tanti auguri per te, tanti auguri per te, cara Sofia“ schallt es über den Strand. Die Frühnachmittagssonne leuchtet auf den Kieseln, die sich in der Ausrichtung künstlerischer Muster ergehen. Das Wasser plätschert gelangweilt heran. Nur mit großer Konzentration kann man Brandung erahnen, die sich mit dem Scharren der Kiesel, dem Schnattern der Mütter, dem Wind in der Pergola und den Familiengesängen zu einer italienischen Sinfonie vereinigt. Den Eingang zur Bar bewachen alternde Hippies, gekennzeichnet von den verlorenen Schlachten der 60er Jahre. Ihrem gnadenlos taxierenden Blick kann niemand entgehen. Drinnen mixt ein Korse mit grauem Pferdeschwanz extra schwarze Cappuccini, die das Doppelte kosten. Er bellt seiner blonden, ehemaligen russischen Nutte knappe Befehle zu, worauf sie gehorsam Gläser voll laufen lässt. Währenddessen bietet sie durch ihre weiße, bauchweit offene Bluse Einblicke in ihre prallen Brüste. Passend abgerundet ist das Outfit durch eine berstend volle schwarze Jeans mit weiß gestickten Ornamenten, die nur noch mit offener Hosentür tragbar ist. Aus den gestikulierenden Mafiosis schält sich ein langer Typ, dessen wuchernder Bauch wenig auf sein eher jüngeres Alter Rücksicht nimmt. Der nackte schweißglänzende Oberkörper geht konturlos in eine blau – weiß karierte Unterhose über und erst wesentlich später entdeckt man klaftertief darunter eine verwaschene Jeans. Für einen Italiener ist er zu weiß und seine Haare gehören zu Jimi Hendrix. Mit großen Schritten geht er über den Strand und die Kiesel unter seinen Füssen jammern. Ziel seiner Anstrengung ist eine vermeintlich sehr typisch italienische Familie mit kreischenden, herumtollenden Kindern mit tropfendem Eis in der verschmierten Hand und eine unglaublich auseinanderquellende Großmutter im besten Alter, eine echte kalabresische Nona. [Gäste, Wollhaartyp mit Hose, Frau mit Totenkopft-shirt, dicke Frau, Kinder mit Eis]  Landeinwärts steht Monet und malt eine tiefromantische Flussmündung, geflankt durch ein kleines Mädchen, das dem grünen Wasser nachsinnt.   Lunedì  In der zunehmenden Dämmerung löst sich aus dem Hafen von Monte Carlo eine monegassische Yacht, 150m reiner Luxus, strahlend beleuchtet. In der übergangslosen Einheit von Himmel und Meer schwebt sie majestätisch zum Horizont. Ein fliegender Holländer in von Lichtern umwobener Pracht. … Buchprojekt Reiselust: Ligurien
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